07.07.2015: pnn
Regionalmarketing bringt erste Broschüre über historische Wege in Teltow heraus
Teltow - Der Großbeerener Weg als Marschweg für Kriegstruppen, die Max-Sabersky-Allee, die das jüdische Leben widerspiegelt und die Japanische Kirschblütenallee, die als Grenzwall diente – für Jens Leder sind es drei besonders geschichtsträchtige Wege in der Teltower Region. Jetzt brachte der Berliner Historiker mit dem Regionalmarketing „Der Teltow“ eine Broschüre zu dem Wegetrio heraus. Bot das Regionalmarketing, in dem sich Leder engagiert, bislang vor allem kulturelle und geschichtliche Erkundungen zu Fuß oder per Fahrrad an, lädt man nun dazu ein, die Umgebung lesend zu entdecken.
Die Broschüre trägt den Titel „Historische Wege in und um Teltow“ . Stein des Anstoßes für die Recherchen zum Großbeerener Weg sei die Schlacht zwischen den Armeen Preußens und Napoleons 1813 gewesen, erzählt Leder. Er hatte sich schon seit seinem Studium für französische Geschichte begeisterte, seit Längerem Material über die Befreiungskriege zusammengetragen, Artikel für Jahrbücher oder Zeitungen verfasst.
„Das Wissen war also da, aber es musste zusammengefasst und aufgeschrieben werden“, erklärt die Vorsitzende des Regionalmarketings, Christine Dunkel. Schließlich fand der Verein in der Lokalen Agenda der Stadt Teltow einen Unterstützer, der das Projekt finanzierte. Zudem gelang es, Leder davon zu überzeugen, seine umfassende Recherchearbeit auf 60 Seiten zu bündeln.
Herausgekommen ist eine Broschüre, die nicht nur die Historie der Wege beschreibt, sondern tief in die Geschichten einsteigt, die sich mit diesen verbindet. So beschreibt Leder nicht nur, wie der französische Kaiser Napoleon im Jahr 1812 seinen Russlandfeldzug vorbereitete, in dem er Truppenverbände im Kreis Teltow zusammenziehen und in der Region unterbringen ließ, sondern geht etwa auch auf den Bau der Anhalter Bahnstrecke ein, die den Großbeerener Weg durchschnitt, oder erzählt vom Flugplatz, der Ende des 19. Jahrhunderts anstelle einer zunächst geplanten Pferderennbahn in der Nähe entstand.
Für seine Recherchen hat er unzählige Archiven und Bibliotheken durchforstet. Auch die jüdische Geschichte hat er so erforscht, verfügt über einen großen Quellenfundus, wie er sagt. So war das Kapitel über die Max-Sabersky-Allee logische Konsequenz. Leder erzählt die Geschichte des Gutes Seehofs und wie sich der Ort durch die Expansion Berlins zum Vorort für Künstler, Wissenschaftler und Unternehmer entwickelte. Noch heute weist die zunächst mit Sand und Kies befestigte Straße Spuren jüdischen Lebens auf. Einige der Villen, die insbesondere jüdischen Persönlichkeiten als Sommersitz dienten, sind erhalten, etwa die Villa Erica, in der die Opern- und Kammersängerin Ottilie Metzger Lattermann (1878–1943) residierte oder die spätklassizistische Villa der Familie Sabersky-Sonnenthal an der Ecke Hauffstraße.
„Die Idee zum Kapitel zur Kirschblütenallee hatte ich 2008 nach dem Japanischen Kirschblütenfest“, verrät der in Lichterfelde lebende Historiker. „Ich wollte ablenken von der Wahrnehmung der Blütenallee als reine Festmeile.“ So fänden sich hier interessante historische Überreste vom Zusammenspiel der Siedlungs-, Militär-, und Eisenbahngeschichte bis hin zum Kalten Krieg und dem Mauerbau. Als asphaltierter Patrouillenweg bildet die inzwischen mit mehr als 1000 japanischen Zierkirschen bepflanzte Allee den Überrest der DDR-Grenzanlage zwischen Teltow und Berlin-Lichterfelde. Mithilfe der Broschüre lassen sich nun weitere Spuren der Vergangenheit aufdecken.
In einer ersten Auflage hat der Verein 500 Exemplare drucken lassen, die im Heimatmuseum Steglitz, ausgewählten Buchläden und der Touristinformation Teltow für 3 Euro erhältlich sind. Es ist bereits eine Fortsetzung der Broschüre im Gespräch.
Mehr Infos >>
www.historische-wege.de
Solveig Schuster
pnn,
7.7.2015
http://www.pnn.de/pm/984396/